Gute Kommentare auf Blog-Posts

Welche Art von Kommentaren sind sinnvoll? Was gilt für Kommentare?

  • Kommentare, die auf eine Aufforderung im Blog-Post antworten (z.B. Antwort auf die Frage am Schluss: Bist du auch dieser Meinung?)
  • Kommentare können Ergänzungen zum Thema sein, das im Blog-Post verhandelt wird. Sie können also weitere Aspekte aufzeigen.
  • Kommentare können aber auch einen gegensätzlichen Standpunkt darstellen als jenen, der im Blog-Post verhandelt wird. Dabei ist eine Begründung erforderlich. Der Ton soll aber sachlich sein. Nur weil es auch andere Sichtweisen gibt, soll man eine bestimmte Sichtweise nicht abwerten.
  • Kommentare können auch zur Weiterarbeit motivieren, loben, anspornen.
  • Kommentare dürfen auch herausfordern, indem z.B. zu einem Blog-Post aufgerufen wird, der einen Teilaspekt betrifft, der bisher noch nicht angesprochen worden ist.
  • Kommentare zu Blog-Posts von MitschülerInnen dürfen in der du-Anrede verfasst sein.
  • Kommentare werden nicht gleich veröffentlicht, sondern durchlaufen einen Bewilligungs-Workflow, den die Bloggerin/ der Blogger steuert.
  • Kommentare sind nicht anonym. Es wird der Benutzername angegeben, mit dem man sich für den eigenen Blog angemeldet hat (ein sogenannter nick name).

Einstieg ins Bloggen

Bloggen hat in Schweizer Schulhäusern keine lange Tradition und ist wenig verbreitet. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten behaupten zudem von sich, kaum regelmässig Blogs zu lesen. Schulklassen müssen deshalb Schritt für Schritt ans Bloggen herangeführt werden. Das sind Stimmen aus einer Klasse zur Aussicht, dass alle Schülerinnen und Schüler im nächsten Semester einen Blog führen sollen. Es sind berechtigte Anliegen:

  • Skepsis, dass das Schreiben sehr viel Zeit erfordert. Evtl. dürfte die Anzahl der erforderlichen Blogeinträge die Zahl 15 nicht übersteigen. Findet das Schreiben auch im Unterricht statt?
  • Ist das Thema ergiebig genug, dass man ein ganzes Semester lang daran arbeiten kann? Geben die Kommentare, die man erhält, genug Anstösse?
  • Ist es möglich, „Freizeit“ und Blog-Schreiben in „Einklang“ zu bringen? Nur dann würde man das Schreiben nicht als „Belastung“ empfinden.
  • Die Öffentlichkeit für den eigenen Text wird als spannend und herausfordernd aufgefasst.
  • Das Schreiben unter einem Pseudonym wird als wichtig erachtet. Dennoch soll der Blog öffentlichkeitstauglich sein und nicht ein privates Tagebuch, das ins Netz gelangt.
  • Es fehlt den Schülerinnen und Schülern an „Leseerfahrung“ von Blogs. Diese Leseerfahrung muss man sich erst aneignen. Das soll auch im Unterricht geschehen.

Blogs schreiben und bewerten

Ein mögliches Vorgehen für das Bloggen im Unterricht und dessen Bewertung:

  • Jede Woche wird ein Blog-Eintrag verfasst (15 pro Semester)
  • Jede Woche werden 2 Blogeinträge von anderen Klassenmitgliedern kommentiert (30 pro Semester)
  • Es gibt eine Selbstbeurteilung nach der Hälfte der Zeit und eine Selbstbeurteilung am Schluss
  • Bewertet werden auch 2 selber gewählte Posts und ein zufälliger Post sowie Kommentare
  • Die Note in der Hälfte des Semester und die am Ende zählen für das Zeugnis

Quelle: Philippe Wampfler, Bloggen im Unterricht, 17.3.2012

Weitere Ausführungen von Philippe Wampfler aus dem Jahr 2013 siehe hier:
https://schulesocialmedia.com/2013/03/04/wie-schulerinnen-und-schuler-ubers-bloggen-denken/

Ideen für Blogs

Ideen für Blogs von SchülerInnen:

  1. Ein Interesse dokumentieren (z.B. Gitarren-Spiel, Pferdehaltung). Man hat schon viel Erfahrung darin. Man kann diesen Bereich dem Publikum Schritt für Schritt näher bringen. Schülerbeispiel über das Theaterspielen:
    https://pauliimimpro.wordpress.com/
  2. Ein Prozess/ eine längere Arbeit dokumentieren. Man möchte z.B. etwas Neues kennenlernen (z.B. E-Books lesen, VR-Spiele spielen, digitale Assistenten wie Amazons Alexa oder Google Now ausprobieren, ein halbes Jahr lang in der Schule papierlos arbeiten) und berichtet Woche für Woche über die Erfahrungen und Fortschritte.
  3. Einen bestimmten Schreibstil pflegen und weiter entwickeln. Z.B. die Textsorte Essay oder das satirische Schreiben zum Beispiel über die Ereignisse in der Welt von letzter Woche. Der traditionsreichste Satire-Blog in Deutschland heisst „Der Postillon“, stammt von Stefan Sichermann und existiert seit 2008:
    http://www.der-postillon.com/
  4. Tägliche Abläufe kreativ beschreiben. Dabei die Perspektive wechseln. Das Lesepublikum damit überraschen. Etwas schreiben, was noch niemand geschrieben hat…
  5. Einer Frage nachgehen, die einen beschäftigt (z.B. was ist Urban Gardening und wie könnte man damit die Versorgung mit lokalen Lebensmitteln in der Zukunft verbessern?). Man könnte Woche für Woche darüber berichten, was man in Quellen im Internet oder von Fachleuten erfahren hat.
  6. Ein aktuelles Phänomen aufgreifen (z.B. mannequin challenge, Paketversand mit Drohnen), beschreiben, seinen Ursprung ergründen, seine Verbreitung mitverfolgen, es kritisch reflektieren, die Diskussion in den Medien mitverfolgen. Jede Woche wird die Diskussion um einen Aspekt reicher.
  7. Eine Ereignis, das wöchentlich stattfindet, begleiten (z.B. auch eine TV-Serie) und darüber schreiben. Das Gesehene kritisch diskutieren.
  8. Sich von selber gemachtem Bildmaterial zum Schreiben animieren lassen. Es sind z.B. Bilder von einem Weg, den man häufig geht. Oder von Gebäuden, an denen man vorbei geht (z.B. wer könnte darin wohnen?).
  9. Einen Selbstversuch machen (z.B. „Mit der Lern-App XY zum Schulerfolg!“), ihn sprachlich dokumentieren und sich Überlegungen dazu machen.
  10. Man macht einen Sprachaufenthalt oder eine Reise und berichtet über Stationen. Schülerbeispiel für die erste Art Blog:
    http://arongoes2usa.weebly.com/
  11. Ein aktuelles Medienphänomen/ eine Filmpremiere (z.B. „Gotthard“) verfolgen. Aufzeigen, wie unterschiedlich in den Medien berichtet wird. Die Mechanismen kritisch beleuchten. Das eigene Seherlebnis schildern und reflektieren.
  12. Rezensionen von Theaterstücken oder literarischen Neuerscheinungen. Die eigenen Erfahrungen mit Rezensionen vergleichen, die in der Presse erschienen sind.
  13. Ein lokales Projekt in der Gemeinde begleiten. Über die Fortschritte berichten.
  14. Ein einmaliges Schulprojekt begleiten und dokumentieren.
  15. Sich Gedanken über den Sprachgebrauch machen. „Funde“ aus dem Alltag dokumentieren und reflektieren. Beispiel für einen Blog, der Sprache zum Gegenstand hat:
    http://www.sprachlog.de/
  16. usw.

Bloggen in der Schule

Viele Webseiten geben Tipps für das Bloggen in der Schule:

Eigenheiten des digitalen Schreibens

Christa Dürscheid und Karina Frick untersuchen in ihrem Buch „Schreiben digital“, wie das Internet unsere Alltagskommunikation verändert.

Im Bereich des Stilistischen stellen sie die folgenden Merkmale digitalen Schreibens fest:

  • Besonderheiten zeigen sich vor allem auf der lexikalischen Ebene (z.B. Anglizismen).
  • Aber auch auf der grammatikalischen Ebene (z.B. Auslassungen).
  • Und auf der pragmatischen Ebene (z.B. Begrüssungsformeln).

Daneben stellen sie auch graphische Merkale des digitalen Schreibens fest:

  • Besonderheiten auf der Ebene der Wortschreibung (z.B. Substantiv-Kleinschreibung).
  • Die Gestaltung des Textes (z.B. Interpunktion).
  • Die Kombination von Schrift- und Bildzeichen (z.B. Emojis).

Quelle: Dürscheid, Christa und Frick, Karina (2015): Schreiben digital. Wie das Internet unsere Alltags-Kommunikation verändert. 5. Aufl. Stuttgart, Körner Verlag.

Poetologie der Blog-Textsorten

Blogs werden zu den verschiedensten Themen geführt und unterscheiden sich auch stilistisch voneinander. Aber welche Textsorten werden damit verwirklicht? Eine Poetologie der Textsorten in Blogs ist noch nicht erstellt worden. Dieser Blog will einen Beitrag dazu leisten.

Bereits realisiert wurde eine „Kleine Theorie des Literarischen Bloggens“, nämlich hier:
https://turmsegler.net/20111017/kleine-theorie-des-literarischen-bloggens/

Themen-Blogs

Es haben sich in den letzten Jahren ganz verschiedene Themen-Blogs gebildet. Man könnte fast von Ressorts sprechen. Solche Ressorts sind: Auto, Beauty, Kochen, Mode, Fotografie, Gesundheit und Sport, Technik, Politik, Reisen, Wissenschaft und viele andere.

Für die Schule sind die wohl interessantesten Themen-Blogs die folgenden:

  • Politik
  • Reisen
  • Wissenschaft

In einer Maturaarbeit wurden die folgenden beiden Reise-Blogs miteinander verglichen:

https://ausfluegeundideen.wordpress.com/
https://dieschoenstenorte.wordpress.com/

Untersucht wurde die Frage, welcher der beiden Blogs den LeserInnen besser gefällt. Was ist IHRE Meinung? Bitte einen Kommentaren dazu abgeben! Bitte für die Auswertung der Beurteilung auch das Geschlecht angeben. Danke!

Bloggen in der Schweiz

Werden Blogs ausgezeichnet? Werden die am meisten beachteten Blogs in einem Ranking aufgelistet? Gibt es einen Verband für Blogger? Die folgenden Internetseiten sind aufschlussreich:

Wo Profis bloggen

Als Einstieg ins Bloggen empfehlen sich die 17 Blogs, die auf der Website des Tagi geführt werden. In ganz verschiedenen Sachbereichen melden sich Expertinnen und Experten zu Wort:
http://www.tagesanzeiger.ch/blogs/

Blogs gibt es auch beim online-Auftritt der NZZ. Die Bloggerinnen und Blogger heissen dort aber Kolumnistinnen und Kolumnisten:
http://www.nzz.ch/meinung/kolumnen/

Die Blogs von NZZ campus richten sich an ein universitäres Publikum:
http://campus.nzz.ch/blogs

Pflege der Blog-Farm

Bloggen verschiedene Individuen, Teams und Klassen ein- und derselben Organisation, kann es Sinn machen, die Blog-Farm zu pflegen und etwa alle zwei Monate auf spannende Beiträge in einzelnen Blogs hinzuweisen. Die Hochschule Luzern macht das auf der Seite „Best of HD-Blogs“:

http://blog.phlu.ch/hd-blog/2016/04/11/best-of-hochschuldidaktik-blogs-februar-und-maerz-2016/

Nutzungsbestimmungen

Wer bloggt, muss sich an Nutzungsbestimmungen halten. Es gelten die üblichen Richtlinien für das Urheberrecht und den Schutz von Personendaten. Zudem dürfen keine inadäquaten Inhalte vermittelt werden. Schliesslich benötigt auch jeder Blog ein Impressum. Es ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler, welche das Bloggen lernen, auf diese Nutzungsbestimmungen hingewiesen werden. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Nutzungsbestimmungen auf der Blog-Farm der Hochschule Luzern:

https://blog.hslu.ch/dienstleistungen/lernmedien/blog/nutzungsbestimmungen

Das Bloggen lernen

Bloggen in der Schule muss begleitet werden. Try & Error wären ein möglicher Weg. Aus pädagogischer Sicht ist aber sicher ein Hinführen der Klassen in kleinen Schritten ratsam. Als erster Schritt empfiehlt sich sicher die Rezeption von Blogs. Die folgende Überlegungen könnten sinnvoll sein:

  1. Gibt es eine Darstellungsintention, die erkennbar ist (unterhalten, belehren, parodieren, kritisieren, kooperieren und dergleichen mehr)?
  2. Welche Stilebene wird benutzt? Ist der Stil kohärent?
  3. Ist der Text auf ein bestimmtes Zielpublikum hin massgeschneidert? Werden Leserinnen und Leser direkt angesprochen?
  4. Ist das Autoren-Ich „als Person“ lesbar oder eher als „Aussage-Funktion“ und bleibt eher diffus?
  5. Sind die einzelnen Blog-Beiträge inhaltlich miteinander verschränkt oder autonom?
  6. Was sind die Auslöser für die Blog-Posts? Sind es äussere Anlässe oder eher innere Beweggründe? Ist das im Blog erkennbar?
  7. Wird in den Blog-Posts verwiesen, zitiert, kopiert? Werden die Richtlinien für das Zitieren und Verweisen befolgt?
  8. Werden Mechanismen eingesetzt, um das Lesepublikum „in den Blog hineinzuziehen“ – z.B. mit einem „Rätsel“ im Titel?
  9. Welche Blogs regen vermehrt zu Kommentaren an. Was löst sie aus?

Bloggen im DE-Unterricht

Die Autoren dieses Blogs gehen davon aus, dass schon in wenigen Jahren das Bloggen nicht mehr aus dem Deutsch-Unterricht wegzudenken ist. Die Motivation von Schülerinnen und Schülern, längere Texte im Deutsch-Unterricht zu verfassen, stösst deshalb an eine Grenze, weil die Texte immer nur für einen ganz kleinen Personenkreis verfasst werden (Lehrperson und evtl. noch 1 Kollege oder 1 Kollegin). Auch der Anreiz, diese Texte möglichst attraktiv/ korrekt/ virtuos/ elegant/ kreativ zu gestalten und zu überarbeiten, ist kaum gegeben. Daran können auch gewiefte Formen des Peer-to-Peer-Feedbacks zu den Texten nicht viel ändern. Die Autoren dieses Blogs gehen davon aus, dass das Bloggen, also das Publizieren der Texte für die Netzwelt, bei den Schülerinnen und Schülern eine grosse Motivationssteigerung zur Folge hat. Diese These soll einer Überprüfung unterzogen werden. Dazu werden Schulklassen befragt.

Schreib-Biographie

Wie Philippe Wampfler, einer der aktuell wichtigsten Influencer im Bildungsbereich, in seinen Vorträgen sagt: Die Schreibbiographie der heutigen Jugendlichen ist eine gänzlich andere als die früherer Generationen. Früher war das Schreiben erst lange analog, erst spät digital. Bei den heutigen Jugendlichen ist das genau umgekehrt – ihr erstes Schreiben ist digital – das analoge Schreiben erfolgt viel später und findet vor allem in der Schule statt. Die Kulturtechnik des „Briefeschreibens“ gerät nahezu in Vergessenheit. Der Unterricht muss dem Rechnung tragen, indem z.B. explizit darauf verwiesen wird, wo die Unterschiede zwischen dem Schreiben in einem sozialen Netzwerk und z.B. der Textsorte Bericht liegen.

Rechtschreibe-Korrektur

Digitales Schreiben hat den Vorteil, dass z.B. in Word die Rechtschreibe-Korrektur Fehler erkennt und unterstreicht oder sogar automatisch korrigiert (je nach Einstellungen). Viele Fehlerkategorien bleiben aber unerkannt. Man muss wissen, welche Kategorien Word erkennt und welche nicht.

  • Die Rechtschreibekorrektur in Word erkennt Tippfehler und teils Fall- und Formfehler. Leider werden auch Begriffe rot unterstrichen, die nicht Bestandteil des Wörterbuchs sind, in einer anderen Sprache verfasst sind oder im Standard-Deutschen ein scharfes „s“ hätten.
  • Unerkannt bleiben: Kommafehler, andere Zeichensetzungsfehler, die meisten Fall-Fehler, Fehler im Bereich Gross-Klein-Schreibung, Wortwahlfehler, Stilfehler und Satzbaufehler. Also ca. 90% der Fehler.

Fazit: Schülerinnen und Schüler stellen sich am besten vor, dass die Rechtschreibekorrektur ausgeschaltet ist. So wähnen sie sich nicht in einer falschen Sicherheit.