Frieden in Kolumbien

Friedensprozess in Kolumbien

Meine eigene Motivation als Lehrkraft, als Bürger

Die Bereitschaft, in Kolumbien die Gräben des Bürgerkriegs Kampf überwinden fasziniert mich. Das Friedensabkommen der Regierung mit den Guerilleros der „FARC“ stellt dazu erste Weichen. Im Vorfeld und auf Stationen meiner Reise in dieses Land 2017 spürte ich, dass auch die Schweiz – wie andere Staaten – mit Kooperationswillen und Know-how einen Beitrag zur Stabilisierung im Friedensprozess leisten können. Exemplarisch für viele Vorgänge in Lateinamerika kann am kolumbianischen bewaffneten Konflikt sichtbar gemacht werden, dass hier vielschichtige Problemlagen vorliegen. Materielle Sorgen, Kämpfe um Macht, Land und Ressourcen führen zur brisanten Gemengelage von  Konfliktfaktoren. Um eine Lösung des Konflikts bemühten sich nationale. aber auch internationale Akteure. Kolumbiens Akteure haben lange, dornige Erfahrungen mit Friedensgesprächen gemacht, die in vorderhand in einen Friedensprozess mündeten. Ob die Kräfte gut genug gebündelt worden sind, dass der echte Neuaufbruch in einer Post-Konflikt-Gesellschaft klappt, ist noch nicht absehbar.

Herausforderung für die Lernenden:

Sie haben sich zuerst in die lange Entwicklung des Konflikts einzuarbeiten, ehe sie in der Lage sind, die Motive der beteiligten Akteure und die möglichen Lösungsvarianten zum Konflikt herauszuschälen. In der Debatte reagieren sie aus ihrer Interessenlage heraus auf die anderen Akteure. Sie lernen so, sich in – historisch gewachsene – Szenarien einzudenken. Was führte zu einer derartigen Spaltung der kolumbianischen Gesellschaft? Wer sind die „Bösen“, wer die „Guten“? Kann echte Versöhnung stattfinden? Wie weit soll vergangenes Unrecht aufgearbeitet oder gar gesühnt werden? Oder bietet erst der Verzicht auf Strafe/Sühne eine Chance auf den Neuanfang?

Inhalte:

Kolumbiens Friedensprozess hat weltweit Aufmerksamkeit ausgelöst . Welch weiter Weg bis dahin für alle beteiligten Akteure zu gehen war und noch zu gehen sein wird, wird mit einem historischen Rückblick ausgeleuchtet. Die Konfliktanalyse legt dann die Interessen der verschiedenen «Players» klarer offen. Der anschliessende Blick auf die  Verhandlungs-Streitpunkte soll den Lernenden eine Gelegenheit geben, eine Analyse der möglichen Lösungsszenarien zu geben. Im Optionenfeld «Verhandeln, versöhnen , vergeben oder verurteilen» wird nach gangbaren Entscheidungen gesucht. Ein Vergleich auf den tatsächlich erreichten Lösungen und der Blick auf den Politik-Zyklus zeigen, dass Lösungen nie fest in Stein gemeisselt sind , sondern erneut Gegenstand von Neubeurteilungen werden. Diese Einsicht gehört wohl zum Kerngeschäft historisch-politischer Bewusstseinsbildung.

 Zugänge und Herausforderung:

Die Grundkonstellation des Konflikts erarbeiten, und die Herausforderung: «Fremdverstehen» des schwer regierbaren Landes (Topographie, Dichte, Vielfalt der Bevölkerungen und Mentalitäten, enormer Mentalitäts-Unterschied von Stadt und Land verstehen – wer ist überhaupt von Notwendigkeit des Friedens betroffen, wer von der Richtigkeit/ Wichtigkeit des Problems überzeugt?

Handlungsebene/ So funktioniert’s:

Als Akteure sich selbst mit der Frage konfrontiert zu sehen, was die Sorgen, Nöte, Ängste und Handlungsoptionen der beteiligten Parteien und Interessengruppen sind, ist das Experiment einer «Verhandlungsrunde» wert. Dazu müssen die vorausgehenden Erarbeitungsschritte gemacht werden. Es lohnt sich auch, die in den historischen Verhandlungen nicht präsenten Drogenhändler mit an den Tisch zu holen. Viele Lernende kennen nämlich die TV-Serien wie «Narcos» besser als die heutigen kolumbianischen Parteien oder gar Nobelpreisträger Juan Manuel Santos oder die begnadigte FARC.