Bildnisproblematik und Schuldfrage

Walter Fabers Bericht ist ziemlich monoton gehalten. Der Protagonist lässt keine klaren Einblicke in seine Gefühlswelt zu und kommt kalt, nahezu unmenschlich rüber. Zudem interessiert er sich für nichts als sich selbst. Dies widerspiegelt sich sowohl in Fabers Wortwahl sowie auch an der offensichtlichen Abscheu, die er für gewisse Dinge hegt. Er lebt ganz in seiner technisch-realitätsbezogenen Welt und sieht diese als die einzig wahre an. Dabei macht er sich, wie er uns im Bericht immer wieder schildert, in seinem Leben nicht allzu viele Freunde. Die meisten Menschen gehen ihm aus dem Weg. Und auch Walter geht ihnen eher aus dem Weg, als dass er ihre Gesellschaft sucht. So nimmt er die meisten seiner Mitmenschen – besonders die weiblichen – als nervtötend wahr.

Sein Schreibstil, welcher oftmals nicht viel Wert auf Satzbau und Wortwahl legt, untermalt sein Desinteresse, ja seine Abscheu, zusätzlich noch. Er arbeitet mit vielen Gedankengängen, wobei es ihn nicht zu interessieren scheint, ob der Leser seinen Erzählungen folgen kann. Er erwähnt beispielsweise während er von seinen Erlebnissen erzählt, plötzlich wie das Wetter ist. Ausserdem verzichtet Faber häufig sogar ganz darauf, Dinge zu beschreiben, die in seinen Augen nicht real sind. Nur einmal zieht er bewusst den Vergleich von der Fantasiewelt zu seiner realistischen Welt, nur um aufzuzeigen, wie schwachsinnig diese Fantasiewelt, die er übrigens auch die Welt der Frauen nennt, sei.

Mit dieser technisch orientierten Welt schirmt er sich ausserdem von der Wahrheit ab. In seinem Weltbild existiert kein Schicksal, für ihn zählen nur Zufälle und die Wahrscheinlichkeit. Somit kann er sagen, dass alles, was passiert ist – der Inzest und der Tod von Sabeth – nicht seine Schuld war, sondern nur ein dämlicher Zufall. Um nicht schuld zu sein, dass er erahnen konnte, dass Sabeth seine Tochter war, rechnete er die Jahre so, dass er es nicht wissen konnte. Würde er an Schicksal glauben, so wäre er indirekt immer noch schuld an allem, da es ja seine Bestimmung wäre, so zu handeln und somit auch an allem schuld zu sein. In den meisten Fällen schiebt Faber also alles von sich weg und sieht sich als eigentliches Opfer all jener Zwischenfälle. Er sucht die Schuld bei den anderen, wobei es ihm nicht in den Sinn kommt, sich selber an der Nase zu nehmen. Dies alles tut er, da er von sich selbst ein überzeugtes Bild hat und dieses nicht brechen möchte. Er ist in dem Fall unfähig, sich selber schuld einzugestehen. Er ist ein wahrer Homo Faber.

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