Literatur im Netz vs. Netzliteratur

Netzliteratur, Literatur im Netz, Digitale Poesie, Cyber-Poetry, digitale Dichtung. Eine Begriffsbestimmung:

Literatur im Netz: „Sie bedient sich des Internets […] nur als preiswertes und räumlich nahezu unbeschränktes Publikations- und Distributionsmedium. Dabei handelt es sich durchweg um traditionelle Texte, die ursprünglich für eine Printpublikation geschrieben wurden bzw. völlig dem Erbe der Printliteratur verhaftet sind. Keinesfalls jedoch wird das Internet für den kreativen Schaffensprozess an sich benutzt.“ (Quelle: deutsches Literaturarchiv Marbach)

Netzliteratur: „Im Gegensatz dazu macht Netzliteratur Gebrauch von den kommunikativen, sozialen und technischen Möglichkeiten des Internets. Software und Hardware des Computers sowie netzspezifische Techniken und Kommunikationsmuster des Internets werden dabei als Stilmittel zur Textproduktion eingesetzt: Animationen, Sound, Interaktivität, kollaboratives Schreiben, usw.“ (Quelle: deutsches Literaturarchiv Marbach) Auch in Deutschland ist Mitte der 90er Jahre eine eigene Netzliteratur-Szene von ambitionierten, jungen Autoren entstanden. Entscheidend stimuliert wurde die Produktion von Hyperfiction durch die Wettbewerbe der Wochenzeitung DIE ZEIT (1996-99). Mittlerweile ist die Entwicklung eingeschlafen.

Codework: Netzliteratur mit medialem Selbstbezug. Die Technik des Computers selber wird behandelt. Computercodes werden zu Kunstwerken.

Hypertexte: Sie waren die allererste Art der Netzliteratur. Die Leserinnen und Leser müssen sich einen Weg durch ein Labyrinth von Links bahnen. Es ist auch möglich, die Perspektive einer Person zu wechseln. Schon bald ging der Textanteil zurück und es entwickelten sich Werke, die auch akustisches und optisches Material mitverwendeten. In diesem Fall spricht man von Hypermedia.

Kollaborierendes Schreiben (Mitschreib-Projekte): In solchen Werken wird Einheit des Textes aufgebrochen. Leserinnen und Leser können einer Ausgangsgeschichte eigene Kapitel zufügen, einen bestimmten Erzählfaden aufnehmen, usw. Selbstverständlich ist bei dieser Art des Schreibens die gleichbleibende Qualität nicht gesichert. Mitschreib-Projekte existieren auch als Wandertexte via E-Mail oder als Texte in literarischen Newsgroups.

Fan-Fiction: In solchen Texten lassen die Fans von einem Film, einem Roman oder einer Romanfigur ihrer Fantasie freien Lauf, das heisst, sie entwickeln ihre eigenen Geschichten, die sie dann auf Fan-Fiction-Websites unter einem Nicknames publizieren.

Interaktive Texte: Bei solchen Werken werden die Leserinnen und Leser miteinbezogen. Sie können mitbestimmen, was als nächstes geschieht oder wie die Geschichte ausgeht.

Netz-Literaturbetrieb: Die experimentelle Aktivität im Netz ist heute weitgehend eingeschlafen. Auch der Parallel-Literaturbetrieb im Netz (als Entsprechung zum realen Literaturbetrieb) ist fast zum Erliegen gekommen. Viele Literatur-E-Zines haben ihren Betrieb eingestellt.