Das Corona-Virus und die damit verbundene Verpflichtung zum Fernunterricht hat in vielen Lehrpersonen und DidaktikerInnen das Bedürfnis geweckt, selber Lernvideos zu produzieren und Klassen oder FollowerInnen zur Verfügung zu stellen.
Allerdings hatten Lernvideos schon vorher einen festen Platz im Alltag von Schülerinnen und Schülern. Studien belegen, dass für 50% der 12- bis 19-Jährigen Erklärvideos zu Unterrichtsthemen wichtig oder sogar sehr wichtig sind.
Der Lernerfolg von Erklärvideos ist deshalb so hoch, weil der Inhalt in zwei „unterschiedlichen Kodierungen“ (sprachlich und bildlich) vorliegt.
Allerdings sind Erklärvideos besser dafür geeignet, um in ein neues Thema einzusteigen, als dafür, sich in einem Gebiet zu vertiefen.
Es bieten sich verschiedene technische Möglichkeiten an, wie man selber Lernvideos herstellen kann:
- Mit der Gratis-Software „SnagIt“ kann einfach der Bildschirm abgefilmt werden. Die Tonaufzeichnung läuft mit. Ein zeitgleiches Einblenden der Webcam ist aber nicht möglich.
- In Powerpoint kann mit dem Befehl „Aufzeichnung/ Bildschirmaufzeichnung“ der Bildschirm auch abgefilmt werden inkl. Tonaufzeichnung. Danach ist es ideal, wenn der Clip mit dem vlc-Player noch komprimiert wird. Auch da gilt: Ein zeitgleiches Einblenden der Webcam ist aber nicht möglich.
- Eine weitere Möglichkeit ist die Gratis-Software „IPEVO Annotator“, die am Bildschirmrand eine Menuleiste zeigt mit diversen Einstellungsmöglichkeiten.
- Die Gratis-Software „Loom“ geht einen Schritt weiter: Hier finden sich elaboriertere Einstellungen, auch für die Webcam. Auch eine Nachbearbeitung ist möglich. Allerdings wird das Video direkt auf einen Server hochgeladen, was eine recht gute Internetleitung erfordert. Siehe den Videolink weiter unten.
- Der Platzhirsch unter den Lernvideo-Softwares ist nach wie vor „Camtasia“. Die Lizenz kostet allerdings fast Fr. 200.-
- Weit verbreitet ist die „Stop Motion“-Technik, z.B. in Form von ausgeschnittenen Figuren und Abbildungen, die zu kurzen Texten geschoben werden.
- Populär sind auch klassische Tafel- oder Whiteboard-Anschriften.
- Eine vielseitig einsetzbare App ist „Explaineverything“. Sie wird in diesem Video vorgestellt. Die App ist allerdings kostenpflichtig.
- Für die Legetrick-Technik eignet sich vor allem die App „Mysimpleshow“. Sie wir in diesem Video vorgestellt. Die App ist für Schulen kostenlos.
- Auch Videoaufnahmen der Sprechenden sind verbreitet.
- Wenn das Geschehen am Bildschirm aufgenommen wird, spricht von von „Screencasts“. Sie dient vor allem dazu, die Handhabung von Software zu erklären.
Es gibt Gelingenskriterien, die sich beim Herstellen von Lernvideos herauskristallisiert haben:
- Das Erklärvideo muss den Wissensstand der Lernenden anknüpfen bzw. niveaugerecht sein.
- Das Erklärvideo muss eine Veranschaulichung bieten.
- Das Erklärvideo muss die Relevanz des Inhalts klarmachen.
- Das Erklärvideo muss sinnvoll strukturiert und kurz sein.
- Das Erklärvideo muss kohärent sein, was Sprache und Darstellung anbelangt.
- Das Erklärvideo muss auch eine Übungsmöglichkeit beinhalten.
Quelle: Dorgerloh, Stephan und Wolf, Karsten D. (Hrsg) (2020): Lehren und Lernen mit Tutorials und Erklärvideos. Baden Langensalza: Beltz Verlag.
> Siehe auch „Eigene Lernvideos herstellen“
> Siehe auch „Erklärvideos im Internet nutzen“
> Siehe auch „Videos auf nanoo.tv und „flipped classroom“
Vgl. das Lernvideo zu „Loom“ von Philippe Wampfler: