ChatGPT und Schreibdidaktik

  1. Was ChatGPT besonders gut kann: Texte korrigieren. Mit dem Prompt „Korrigiere den folgenden Text sprachlich“ werden praktisch sämtliche Stil-Fehler, Fall-Fehler, Spelling Mistakes, Gross-Klein-Schreibungs-Fehler und teils die Syntax behoben. Es ist also möglich, im Prozess des Übens den Schritt „Textkorrektur“ durch die KI ausführen zu lassen und danach kritisch zu bewerten.
  2. Für den Lernprozess ist der folgende Prompt sehr hilfreich: „Markiere im folgenden Text alle Fehler fett und ergänze jeweils in Klammern, wo der Fehler liegt“. ChatGPT kann diese Anweisung recht zuverlässig umsetzen und SuS können danach ihre Fehler verstehen.
  3. Zusätzlich kann ChatGPT noch die folgende Aufgabe gegeben werden: „Formuliere anschliessend 10 Übungen, die helfen sollen, das Problem zu verstehen“. Der Output von ChatGPT ist hilfreich.
  4. Und online-Ressourcen zum spezifischen Sprachproblem kann man leicht finden, wenn man ChatGPT diese Aufgabe stellt: „Auf welchen Webseiten kann ich das üben?“ In der Tat erhält man danach Links, die auf real existierende Webseiten mit geeignetem Übungsmaterial
  5. ChatGPT kann auch als Tutor bei Schreibübungen zu spezifischen Sprach-Problemen eingesetzt werden. Mit dem folgenden Prompt könnte die Kommasetzung verbessert werden und es wird ein Lernprozess angeregt: „Korrigiere im folgenden Text die Kommafehler und nenne nach jedem Satz die Regel, die dem zugrunde liegt“ (dasselbe zu Gross- und Kleinschreibung sowie zu das-dass-Fehlern). Weiterer sinnvoller Prompt: „Beurteile im folgenden Text die Kohärenz und Kohäsion und mache Verbesserungsvorschläge“ (dasselbe zu Satzbau, Wortwahl und Stil, Fall-Fehlern).
  6. Eine weitere grossartige Fähigkeit von ChatGPT ist es, etwas in die Jahre gekommene Übersetzungen von literarischen Texten (z.B. Sherlock Holmes) sprachlich zu modernisieren und sie für ein ca. 15-jähriges Lesepublikum verständlich zu machen (Prompt: „Vereinfache den folgenden Text“). Dies könnte auch für Betrachtungen zum Schreibstil, zur Etymologie, zum Sprachwandel genutzt werden.
  7. Meisterleistungen vollbringt ChatGPT auch im Bereich des Reden-Schreibens. Es ist möglich, ChatGPT eine ausführliche Disposition einer Rede einzufüttern und die definitive Rede dann mit dem Prompt „Schreibe bitte diese Rede“ automatisch zu generieren. ChatGPT trifft die Textsorte genau und verbessert sogar Formulierungen und Fachbegriffe. Es ist also möglich, im Prozess des Übens den Schritt „Elocutio“ durch die KI ausführen zu lassen und danach kritisch zu bewerten.
  8. Für die Schreib-Didaktik kann es spannend sein, von ChatGPT Bilder beschreiben zu lassen, die man „eingefüttert“ hat. Diesen KI-Text kann man anschliessend als Inspiration für die eigene Textproduktion nutzen. Als „Auslöser“ könnte sogar ein Bild dienen, das man per Bild-Generierung selber in Auftrag gegeben hat (z.B. Weihnachtszene in Grönland). Die KI kann uns also auch im Bereich „Inventio“ unterstützen.
  9. Per KI-Bildgenerierung lassen sich auch für beliebige Anlässe „punktgenaue“ Abbildungen erstellen, die man ansonsten nur durch eine aufwändige google-Bildersuche fände oder die gar nicht existieren. So ist es z.B. möglich, zu jedem Aufsatz-Thema ein thematisch kongruentes Bild mitzuliefern.
  10. Für die Schreib-Didaktik sind vermehrt Themen geeignet, die NICHT auch von einer KI geschrieben werden könnten. Keine KI kann z.B. darüber schreiben, welche Erfahrungen man kürzlich ein einem spezifischen Bereich gemacht hat, warum man welche Entscheidung getroffen hat, welche Beobachtungen man an einem spezifischen Ort gemacht hat usw. Wenn SuS zu solchen Themen schreiben, erkennen sie auch einen Sinn darin und verlieren nicht die Motivation, weil sie denken, ChatGPT könnte diesen Text viel schneller und besser schreiben als sie selber.
  11. Es ist auch möglich, das Schreiben mit ChatGPT in einem Dialog zu inszenieren und zu üben. Dazu sind sogenannte „Mega-Prompts“ erforderlich. Vgl. den separaten Blog-Post zu diesem Thema.

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