1 Jahr ChatGPT

Ein Jahr ChatGPT (Frühjahr 2023 bis 2024)

  1. Pädagogik-Experten waren sich schnell einig: Das Schreiben in der Zukunft wir meist KI-unterstützt sein. Copiloten werden gezielt bei einzelnen Schreib-Arbeitsschritten beigezogen werden. Der Ruf nach „ausschliesslich menschengemachten Texten“ wird kaum mehr zu hören sein. Tools, die eine KI-Beteiligung glauben erkennen zu können, werden in den Hintergrund geraten.
  2. Fast im Monats-Rhythmus wurden in den letzten 12 Monaten Verbesserungen angekündigt: Bessere Plugins, schnellere Recherche, Einbezug von Daten nach 2021, Einbezug von aktuellen Daten aus dem Internet, Fähigkeit zur Bildbeschreibung, Fähigkeit zur Bildgenerierung, Fähigkeit zur Ausgabe von real existierenden Links. Aus ChatGPT 3.0 wurde erst 3.5, dann 4.0. Erst im Frühjahr 2024 gab es erstmals auch Negativnachrichten: Die KI wird aus Kostengründen „dümmer“ und antwortet „einsilbiger“.
  3. Zu jeder Zeit galt in den letzten 12 Monaten: Wer sich das ChatGPT-Abo für 20.- monatlich leistete, erhielt bessere Resultate.
  4. Die Ausbildungs-Institutionen haben schnell reagiert. Die Lehrpersonen an den Schulen wurden informiert und geschult. Es gab Gespräche in den Fachschaften. Auch die pädagogischen Hochschulen griffen das Thema KI auf. Die Leitfäden z.B. für die Maturaarbeit wurden überarbeitet. Innerhalb eines Jahres ist das Thema ChatGPT überall angekommen.
  5. Beim KI-Einsatz stellen sich verschiedene moralische Bedenken: Eine einzige ChatGPT-Anfrage benötigt ca. 10x mehr Energie als eine google-Recherche. Die Entlöhnung der Arbeitskräfte für die Aufbereitung der Datenmengen war/ ist unfair. Beim Einpflegen der Trainingsdaten wurden ziemlich sicher im grossen Stil Urheberrechte verletzt. Die Trainingsdaten könnten einer Bias/ Wertung unterworfen sein. Man sollte keine Daten eingeben/ verarbeiten lassen, die (eigene) Personendaten enthalten.
  6. Jede KI beantwortet die gestellte Frage anders und strukturiert anders. Da gleicht es eher ein bisschen der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, wenn man das eine KI-Tool finden will, das die spezifische Frage am idealsten beantwortet. Für den Unterricht ist der Vergleich der diversen KI-Outputs allerdings spannend.
  7. Eine spannende Unterrichts-Anwendung ist es, KI-Antworten mit einer google-Recherche zu verifizieren oder zu falsifizieren. Denn nach wie vor ist es so, dass ChatGPT teils nur „halluziniert“, also Wissen vorgaukelt.
  8. Eher wenig zuverlässig ist der Output von ChatGPT zum Beispiel, wenn nach einem fiktiven Interview gefragt wird, in dem z.B. ein zeitgenössische Regisseur über seine Filmarbeit spricht. Dann wird nur wenig zuverlässig das von ChatGPT ausgegeben, was der Regisseur tatsächlich in Interviews gesagt hat.
  9. Im gymnasialen Unterricht hielt ChatGPT in vielen Fächern Einzug. Viele Lehrpersonen integrierten KI punktuell in ihren Unterricht und widmeten sich der Frage nach dem „guten“ Prompt-Engineering.
  10. Mit dem Einsatz des Prüfungstools exam.net war und ist es jederzeit möglich, digitale Prüfungen abzuhalten, welche die SuS ohne KI-Einsatz lösen müssen. Das digitale Prüfen war durch ChatGPT nie gefährdet.
  11. Für den Deutschunterricht bzw. die Schreibdidaktik ist ChatGPT ein Segen und Fluch zugleich. Siehe den Blog-Beitrag „ChatGPT und Schreibdidaktik“.

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