Nach zweieinhalb Wochen herumreisen sind wir nun in unserer neuen Bleibe in Cambridge eingetroffen. Die ersten Einkäufe sind getätigt, nachdem die entsprechenden Geschäfte ausgemacht wurden – google-sei-dank.
Zeit, ein wenig Rückschau zu halten – bevor es voran geht. Angekommen sind wir vor drei Wochen in Charlestown, einem Stadtteil von Boston. Der «Freedom-Trail» durchzieht dieses Quartier, das Denkmal für die Schlacht von Bunker Hill vom 17. Juni 1775 erhebt sich über die Dächer. Schon vor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung fand hier ein Gefecht zwischen britischen Truppen und amerikanischen Milizionären statt.
In einem Bassin des ehemaligen Sperrgebiets der US Navy liegt die 1798 in Dienst gestellte Fregatte mit dem vielsagenden Namen «USS Constitution». Ein stolzer Dreimaster, der der Kriegsmarine heute zu Repräsentationszwecken dient.
Boston und Massachusetts tragen den «Spirit of America» wahrlich in sich, wie es seit 1993 auch die Nummernschilder verheissen, merke ich.
Überhaupt die Nummerschilder… an das «Je me souviens» auf den Schildern der Provinz Québec in Kanada kann ich mich noch gut erinnern (wen wundert’s). New Hampshire zeigt sich dann schon kämpferischer: «Live free or die».
Aber lassen wir das. Ich war ja auf Reise. Stationen: Freeport, Acadian National Park, Stratton allesamt in Maine. Dann hinüber nach Kanada: Parc national du Mont-Orford (mit unheimlicher Waschbärenbegegnung auf dem Zeltplatz), Montréal. Es folgten Henderson Harbor am Ontariosee, die Adirondacks und Lake George in Upstate New York. Unterwegs auch zweimal eine Ortschaft mit Luzern im Namen;-). Und schliesslich fuhren wir über den Massachusetts-Turnpike bis nach Plymouth am Atlantik. Und da, unterwegs, mitten auf der Interstate 90, war er wieder, dieser «Spirit of America»…
Die Kopfbedeckung der ersten Siedler in der Plimouth-Plantation von 1620 als Logo für eine Autobahn, welche die Küste von Massachusetts mit dem Hinterland verbindet. Die Pilgrims als Schutzpatrone der Tempobolzer.
«The Spirit of America»… Was ist das? Nach einigen Wochen hier ist das – so mein Eindruck – ein Geschichtsbewusstsein, ein Stolz auf die Geschichte des eigenen Gemeinwesens (zu dem die Native Americans und die Afro-Amerikaner und deren Geschichte allerdings lange nicht dazugezählt wurden), die demokratische Grundstruktur. Aber auch ein Geist der Offenheit und Subversivität («A little rebellion now and then is a good thing.» Thomas Jefferson, 1787) bereit hält. Auch für die Zukunft.
