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Jahresbericht 2024-25
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Migrationsmorgen im Zeichen eigener Biografien von Schülerinnen und Schülern

Christian Fallegger
Leitung AG DeLL (Demokratie leben und lernen) und Vertreter der Fachschaft Geschichte

Christoph Schaufelberger
Mitglied AG DeLL und Vertreter der Fachschaft Philosophie

Welche Migration ist in der Schweiz erwünscht? Wer darf im «helvetischen Club» als Mitglied dabei sein?

Der zum zweiten Mal durchgeführte Migrationsmorgen an einem Oktober-Mittwoch könnte sich zu einem bedeutenden Bildungsmodul für die Kantonschule Reussbühl Luzern entwickeln. Über hundert Fünft- und Sechstklässler/innen machten sich mit Hilfe von wertvollen Impulsen der Referierenden sowie ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler Gedanken über ihre Lebenswelt, die immer stärker durch Migration geprägt ist.

Mit eindrücklichen Zahlen und Fakten zum Engagement der Schweiz startete Renate Bucher vom EDA in den Migrationsmorgen. Sie stellte mittels wichtiger Fakten alles Wissenswerte im Zusammenhang von Schweiz und dem internationalen Kontext fachlich kompetent und in einer schülergerechten Sprache und Bildwahl vor. Gleich nach ihr nutzte der Migrationsphilosoph und Ethiker Johan Rochel von der Universität Zürich die Bühne für vertiefende Fragen rund um das Thema Migration.

Zuvor waren im Grundlagenfach Philosophie in den beteiligten Klassen die Grundpositionen der Migrationsethik für offenere oder geschlossenere Grenzen behandelt und Fragen der globalen Gerechtigkeit thematisiert worden. Johan Rochels Vortrag war gut auf diese Vorkenntnisse abgestimmt, klar und anschaulich. So untermalte Rochel seine Ausführungen mit bildhaften Gesten wie der Markierung einer fiktiven Grenze auf dem Bühnenboden und Vorstellungshilfen wie dem Bild eines Wartezimmers vor einer Gebärabteilung im Spital, womit er deutlich machen wollte, dass wir vielleicht milder über das Bleiberecht von Menschen aus anderen Erdteilen urteilen würden, wenn wir selbst nicht zum Vornherein schon wüssten, wo wir ein Bleibe- und Mitbestimmungsrecht haben.

Die Schüler Leopold Weise und Jaro Lanfranconi mit Johan Rochel im Podiumsgespräch

Im anschliessenden Podiumsgespräch startete Leopold Weise aus der Klasse L22c die Fragerunde an Johan Rochel wie folgt: «Wir haben im Fach Philosophie folgenden Gedanken aufgegriffen: Staaten, genauso wie Vereine, dürfen ihre Mitglieder selbst auswählen. Wie stehen Sie zu dieser Analogie?» Auch die Frage der Gerechtigkeit bei der Zulassung von Migration in ein Land beschäftigte den Fünftklässler, insbesondere die Trennlinie zwischen einer Migration aus den EU-Staaten mittels Personenfreizügigkeit, die meist zugelassen wird, und der Migration aus den aussereuropäischen Gebieten, die viel restriktiver behandelt wird. «Dies wäre ja, um beim Bild zu bleiben, gerade ein solcher Ausschluss aus dem Club», wandte sich Weise kritisch an Rochel.

Welche wirtschaftliche Migration soll die Schweiz in Zukunft zulassen?

Im zweiten Themenblock ging es um die Auswirkungen der Wirtschaftsmigration auf unser Land. Nebst Johan Rochel stand nun der CEO des Lehner-Versandes, FDP-Kantonsrat Thomas Meier, auf der Bühne und brachte die Sichtweise des Unternehmers und Politikers ein. Dabei fragten sich die Lernenden, ob es gerecht(fertigt) sei, dass ein Staat die Zuwanderung nach Arbeitsbedarf frei und selbst regulieren könne. Einerseits gehörte dazu die Frage nach der Regelung mit der EU, um die Engpässe beim Fachkräftemangel zu beheben. Andererseits stand die Regulierung der aussereuropäischen Migration zur Debatte. Rund vier Fünftel der ausländischen Erwerbstätigen stammen aus einem Mitgliedsstaat der EU/EFTA oder Grossbritannien, hingegen nur gerade zwanzig Prozent der 1.8 Millionen Zugewanderten aus anderen globalen Regionen.

Johan Rochel mit Christian Fallegger als Gesprächsleiter und Thomas Meier auf dem Podium

Der offiziellen Website der FDP entnahm die Schülerschaft, dass die Partei auch in Zukunft auf hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland für den Schweizer Arbeitsmarkt zählen wolle. Der Slogan der FDP in Bezug auf die Einwanderungspolitik lautet dagegen «Hart, aber fair». Entsprechend konfrontierte der Fünftklässler Jaro Lanfranconi Thomas Meier mit der Frage, ob es nicht Zeichen einer Doppelmoral sei, wenn die FDP neben all diesen Aussagen gleichzeitig so stark gegen die Migration vorgehe. «Ist das jetzt wirklich noch fair oder doch nur hart?», fragte er durchaus etwas schelmisch, worauf Thomas Meier sorgfältig zwischen den beiden Positionen abwog und die Parteiposition ausführte.

Drei Beispiele von Migrationsgeschichten der Schülerschaft der Kantonsschule Reussbühl Luzern

Passgenau zum Umstand, dass an der Kantonsschule Reussbühl Luzern die Migration ein prägendes Element der Zusammensetzung der Schülerschaft ist, gaben drei Lernende aus den fünften Klassen einen kurzen Einblick in ihre eigenen Familiengeschichten, die tief von Migrationserfahrungen geprägt sind. Diese seien hier abschliessend gewürdigt.

Lola Visoso aus der Klasse K22b zeigte auf, wie die Migration ihre Familie prägte und in der Schweiz, ja sogar in Luzern, begann, um sie letztlich wieder hierher zurückzuführen: «1932 wurde meine Urgrossmutter hier in der Stadt Luzern geboren. Mit sechs Jahren migrierte sie mit ihrer Familie, ihren Eltern und ihren sechs Geschwistern, aus wirtschaftlichen Gründen nach Argentinien. 15 Jahre später lernte sie meinen Urgrossvater kennen. Mein Grossvater war 1957 in Mar del Plata, Argentinien, zur Welt gekommen. Später lernte er seine Frau, meine spätere Oma, kennen. Mit ihr zusammen hatte er 1972 ein Kind, meine spätere Mutter. So wurde ich 2005 ebenfalls in Mar del Plata geboren. Vor 17 Jahren, also 2007/08, zogen meine Grosseltern in die Schweiz. 2016 entschied sich auch mein Bruder hierherzukommen und 2018 entschlossen schliesslich auch meine Eltern als Familie in die Schweiz zu ziehen, um meiner Schwester und mir eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Wir migrierten also, weil die Lage in Argentinien im sozialen Bereich sehr instabil war. Aus diesem Grund stehe ich heute da.»

Aus der Klasse L22a erzählte Mia Ruf von ihrem durch Migration geprägten Lebenslauf: «Meine Familie stammt ursprünglich aus Polen, genauer aus Oberschlesien und Warschau. Anfang der 1980er-Jahre entschied sich mein Vater dazu, Polen zu verlassen. Gründe dafür waren die politischen Zustände unter dem sozialistischen Regime im Ostblock. Er emigrierte dann für mehrere Jahre nach Südafrika und Österreich und kam schliesslich nach Augsburg in Deutschland. Meine Mutter reiste ihm nach und sie gründeten gemeinsam eine Familie. Für meinen Bruder und mich war somit Deutschland unser Geburtsort und für mehrere Jahre unser Zuhause, bis meine Mutter einige Jahre nach der Scheidung einen Schweizer kennenlernte, welcher mein jetziger Stiefvater ist. Durch ihn führte unser Weg im Jahre 2018 hierher in die Schweiz.»

Olekandr Oliinyk, Laura Visoso und Anusha Saves mit Gesprächsleiter Christoph Schaufelberger und Johan Rochel im Gespräch

Als drittes Beispiel schilderte der ukrainische Schüler Oleksandr Oliinyk aus der K22b seine durch den Krieg geprägte Migrationsbiografie. «Ich komme aus der Ukraine, und zwar aus Dnipropetrowsk. Ich lebe seit zweieinhalb Jahren mit meiner Mutter hier in der Schweiz. Aufgrund des Krieges in der Ukraine mussten wir fliehen und kamen in die Schweiz. Alle Migrierenden begegnen verschiedenen Schwierigkeiten, und ich bin da keine Ausnahme. Das erste Jahr in der Schweiz war für mich besonders herausfordernd, da ich die Sprache lernen und mich integrieren musste. Doch im Laufe der Zeit traf ich viele Menschen, die mir halfen. Heute kann ich sicher sagen, dass die Schweiz inzwischen zu meiner zweiten Heimat geworden ist. Ich bin unglaublich dankbar für die Unterstützung und die Chancen, die mir hier geboten werden. Es ist nicht selbstverständlich, so herzlich aufgenommen zu werden, und dafür werde ich der Schweizer Gesellschaft immer dankbar sein. Hier habe ich die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln und glücklich zu sein. Большое спасибо! (Vielen Dank!)»

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