Corina Lempen
Lehrperson für Bildnerisches und Technisches Gestalten
In einer Welt voller Informationen, Meinungen und Möglichkeiten ist Durchblick mehr als nur ein Vorteil – er ist notwendig. Wer den Durchblick hat, erkennt Zusammenhänge, sieht das Wesentliche und trifft fundierte Entscheidungen. Es geht nicht nur darum, viel zu wissen, sondern darum, das Richtige zu verstehen. Durchblick bedeutet, sich nicht von Oberflächlichkeiten blenden zu lassen, sondern mit klarem Blick hinter die Fassade zu schauen. Ob im Alltag, im Beruf oder in persönlichen Beziehungen: Wer den Überblick behält, behält auch die Kontrolle.

«Durchblick»
Im Rahmen der diesjährigen Maturaprüfungen stellten sich die Schülerinnen und Schüler des Schwerpunktfachs Bildnerisches Gestalten einer besonderen Herausforderung: einer achtstündigen praktischen Prüfung zum Thema «Durchblick».
Konzentrierte Arbeitsatmosphäre im BG-Zimmer 22
Am Morgen stand das Zeichnen aus der Anschauung im Zentrum. Das vorgegebene Thema «Durchblick» bot den Teilnehmenden einen spannenden Spielraum für visuelle Auseinandersetzungen mit Raum, Tiefe, Transparenz und Perspektive.
Die Aufgabe forderte von den Prüfungskandidatinnen und -kandidaten nicht nur technisches Können im zeichnerischen Erfassen von Form, Licht und Raum, sondern auch ein sensibles Gespür für Komposition, Materialität und Farbigkeit. Motive wie durchsichtige Gegenstände, Materialien, Strukturen und überlagerte transparente Ebenen wurden in den Arbeiten auf ganz unterschiedliche Weise interpretiert und umgesetzt. Die entstandenen Schwarz-weiss-Zeichnungen und Farbstudien zeugen von einem hohen Mass an Beobachtungsgabe, zeichnerischer Präzision und persönlicher Handschrift.
Bleistift- und Aquarellstudie von Muriel Kiener
Farbstudien von Johann Parpan, Jonas Zwicky und Sena Kurtovic
Für den Prüfungsteil am Nachmittag bot das Thema inhaltlich vielfältige Interpretationsmöglichkeiten – wörtlich oder im übertragenen Sinne als Erkenntnis, Klarheit oder Perspektivwechsel. Die Kandidatinnen und Kandidaten setzten sich intensiv mit ihrer eigenen künstlerischen Haltung auseinander und entwickelten eigenständige Konzepte, die sie unter Zeitdruck gestalterisch umsetzten.
Im Prüfungssetting arbeiteten die Schülerinnen und Schüler konzentriert und selbstständig. Sie bewiesen ihre Fähigkeit, ein Thema in eine bildnerische Fragestellung zu übersetzen und es unter Einbezug ihrer gestalterischen Mittel klar und überzeugend umzusetzen. Die entstandenen zwei- und dreidimensionalen Arbeiten zeigten ein breites Spektrum an Techniken, Materialien und Ausdrucksformen – von malerischen und zeichnerischen Ansätzen über Collagen und digitale Umsetzungen bis zur Objektgestaltung.
Besonders überzeugend war die individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema: Persönliche Fragestellungen, gesellschaftliche Bezüge und experimentelle Zugänge spiegelten sich in den Werken wider.
Kristall – Stein aus Licht, Bildkomposition von Jonas Zwicky
Durchblick, Objektkunst von Chantal Giovanola
Blick durch die rosarote Brille, Illustrationen von Sagal Isaq, Muriel Kiener und Sereina Wipfli
Die Maturaprüfungen im Fach Bildnerisches Gestalten bewiesen eindrücklich, wie vielschichtig das Thema «Durchblick» sein kann – und wie kreativ junge Menschen unsere Welt sehen und interpretieren. Die intensive und konzentrierte Arbeitsphase während der Prüfung zeigte das hohe Engagement und die künstlerische Reife der Schülerinnen und Schüler.
Die praktische Maturaprüfung bot einen würdigen Abschluss des gestalterischen Schaffens im Schwerpunktfach und ermöglichte einen umfassenden Einblick in die vielfältigen Kompetenzen der Absolventinnen und Absolventen.