Eva Rothenbühler
Lic.phil. Psychologin
Schulleitung und Lehrpersonen waren in den letzten Jahren vermehrt mit Lernenden konfrontiert, die psychische Auffälligkeiten und Probleme entwickelten. Bei einer schulinternen Umfrage zu Stress wünschten sich die Lernenden niederschwellige Hilfe bei psychischen Belastungen. Diese Tatsachen veranlassten die Schulleitung, im Schuljahr 2023/24 neu eine interne psychologische Anlaufstelle anzubieten. Die Anlaufstelle steht jeweils freitags von 11.30 bis 13.30 Uhr und ab 15 Uhr Lernenden zur Verfügung, die ihre psychischen Probleme und Belastungen mit einer Kinder- und Jugendpsychologin besprechen möchten. Die Lernenden können sich unter anderem mit folgenden Themen an die Psychologin wenden:
- Soziale Ängste, Prüfungs-/Versagensängste, Zukunftsängste
- Stresssymptome wie z.B. Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Appetitlosigkeit, wiederkehrende, diffuse körperliche Symptome usw.
- Traurigkeit, depressive Verstimmungen
- Antriebslosigkeit, Motivationskrisen
- Belastungen und Konflikte in der Familie
Die Beratungsgespräche dienen in erster Linie dem Erkennen von psychischen Belastungen und dem Vermitteln von Fachstellen für weitere Abklärung, Behandlung und Therapie. Die Beratungsgespräche sind kostenlos und vertraulich, die Schweigepflicht besteht auch gegenüber der Schule.
Im zurückliegenden ersten Jahr der Anlaufstelle haben die Lernenden der KSR das Angebot rege genutzt. Nachdem die Anlaufstelle von den Klassenlehrpersonen vorgestellt worden war, kamen die Lernenden einerseits aus eigener Initiative, andererseits auch auf Empfehlung der Lehrpersonen und der Schulleitung in die Beratung. In durchschnittlich zwei Beratungssitzungen thematisierten sie Belastungen im familiären und privaten Kontext, Konflikte mit Gleichaltrigen, grosse Selbstwertprobleme und Ängste. Sie zeigten Stresssymptome, Angststörungen und weitere psychische Belastungssymptome. In mehreren Fällen wurden die Lernenden an weitere Fachstellen verwiesen. Aufgrund der aktuellen prekären psychotherapeutischen und psychiatrischen Unterversorgung im Kanton Luzern erweist sich die Triage der Lernenden leider eher als schwierig. Zudem würden es die Lernenden selber von ihrem strapazierten Zeitmanagement und der Niederschwelligkeit her bevorzugen, wenn sie das Angebot der Anlaufstelle noch intensiver nutzen könnten.
Trotz dieser Situation konnte die psychologische Anlaufstelle einen kleinen Beitrag zum Auffangen von psychisch belasteten Lernenden leisten, der sich rückblickend in einigen Fällen als sehr hilfreich erwies. Oft reicht schon ein verständnisvolles Ohr von einer psychologisch geschulten Fachperson in einem vertraulichen und geschützten Rahmen, oder das Aktivieren von bereits vorhandenen Ressourcen und Netzwerken, um eine krisenhafte Situation zu deeskalieren. In diesem Sinne führen wir das Angebot im kommenden Schuljahr weiter und hoffen, damit einen Beitrag zur psychischen Gesundheit und damit zum Schulerfolg der Lernenden leisten zu können.