Christine Bürli
Lehrperson für Mathematik und Informatik
Jonathan Dércourt
Lehrperson für Informatik
Livia Winiger
Lehrperson für Bildnerisches Gestalten
Am 13. März 2024 fand für alle 4. Klassen der Medien- und Informatiktag «Digital Day» zur künstlichen Intelligenz und Ethik statt. Die Schüler/innen besuchten einen Medien- und einen Informatikteil. Zur Abwechslung gab es jeweils am Morgen und am Nachmittag ein Referat von einem externen Experten oder einer Expertin.
Ethische Herausforderungen in der KI
Sarah Köglsperger von der Universität Fribourg eröffnete den Tag mit einem Vortrag über die ethischen Herausforderungen, die Künstliche Intelligenz (KI) für die Gesellschaft darstellt. Ein zentrales Thema war die Frage, wie KI programmiert werden sollte, welche Werte sie repräsentieren muss und wie sichergestellt werden kann, dass sie nicht vorhandene Vorurteile und Bias in ihren Entscheidungen verstärkt. Ein anschauliches Beispiel für solche Vorurteile sind die Antworttendenzen von KI auf geschlechtsspezifische Annahmen, die verdeutlichen, dass eine KI nur so gut wie ihre Trainingsdaten sein kann. Darüber hinaus wurde die rechtliche Verantwortung für die Handlungen und Entscheidungen einer KI diskutiert, ein Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, da KI-Systeme immer autonomer werden.
Verständnis neuronaler Netzwerke
Am Nachmittag vertiefte Thomas Zurfluh von der Pädagogischen Hochschule Zug das technische Verständnis der Schüler/innen, indem er erklärte, wie neuronale Netzwerke funktionieren und wie Plattformen wie ChatGPT auf dieser Technologie basierend Texte generieren. Er betonte die Bedeutung eines Zufriedenheitsmodells für die Benutzerinteraktion mit KI-Systemen, wies jedoch auch auf inhärente Schwächen hin, wie beispielsweise die Fehleinschätzung seltener Datenpunkte, die zur Leugnung der Existenz des 29. Februars 2024 führte. Dieser Teil bot eine praktische Perspektive auf die Funktionsweise und Grenzen künstlicher Intelligenz.
Song über die KSR erzeugt mit Hilfe der KI
Medienbildung und Informatik
Der Medienbildungsteil gliederte sich in drei unterschiedliche Teile: Social Media in der Digitalisierung, Simulation eines virtuellen Raumes mit unterschiedlichen digitalen Phänomenen und die Generierung von Bildern mit Hilfe von künstlicher Intelligenz.
Die Auswirkungen von Social Media auf das individuelle und gesellschaftliche Wohlbefinden diskutierten wir auf der Grundlage der Folge «Nosedive» der Serie BlackMirror. Diskutiert wurde insbesondere, welche psychologischen und sozialen Konsequenzen es haben kann, wenn der persönliche Wert und Status durch die Anzahl von „Likes“ und Online-Interaktionen bestimmt wird. Dieser Teil zielte darauf ab, ein kritisches Verständnis und einen verantwortungsvollen Umgang mit Social Media zu fördern.
Wir führten mit den Schüler/innen eine interaktive Simulation durch, die sich auf zwei Digitalisierungsthemen konzentrierte: die Nutzung von ChatGPT und den Verkauf von Fitnessdaten an Krankenkassen. Diese 15-minütige digitale Simulation bot den Lernenden eine Plattform, auf der sie ausschliesslich online kommunizieren und in Echtzeit auf dynamisch integrierte Inhalte mit Kommentaren und Likes reagieren konnten.
Die Besonderheit dieser Simulation lag darin, dass die Teilnehmenden zunächst nicht wussten, dass neben ihren eigenen Interaktionen auch digitale Phänomene (wie Fake News, Trolls oder Bots, Social Bots, Fake News, Paid Posts und Pseudonymisierung) aktiv in das Geschehen eingriffen.
Am Ende der Simulation wurden diese Phänomene offenbart und anhand konkreter Beispiele aus der durchgeführten Simulation erläutert. Diese Offenlegung diente dazu, ein Bewusstsein für die Komplexität und Vielschichtigkeit digitaler Interaktionen zu schaffen und die kritische Auseinandersetzung mit Online-Inhalten zu fördern.
Ein zentrales Ergebnis dieser Simulation war die Erkenntnis, dass der digitale, anonyme Raum das Verhalten der Teilnehmenden signifikant beeinflusst. Die Anonymität führte zu unterschiedlichen Verhaltensweisen, sowohl positiven als auch negativen, verglichen mit Situationen, in denen die Beiträge einer Person direkt zugeordnet werden können. Diese Beobachtung wirft wichtige Fragen bezüglich der Identität, Verantwortung und des sozialen Umgangs im digitalen Zeitalter auf.
Im Fokus eines weiteren Medienbildungsmoduls standen die rasante Entwicklung und die ethischen Bedenken im Bereich der KI-generierten Bilder. Die Fortschritte seit 2021 haben dazu geführt, dass generierte Bilder heute von realen Aufnahmen nahezu ununterscheidbar sind, was einerseits fasziniert, andererseits jedoch ernste Risiken birgt.
Die Trainingsdaten für diese Bildgeneratoren spiegeln oft nicht die Diversität der realen Welt wider, sondern verstärken vielmehr bestehende Klischees und Stereotypen. Dieses Ungleichgewicht, hauptsächlich gefüttert durch Daten junger Männer aus der westlichen Welt, untergräbt Fortschritte in der Diskussion um Gender, Sexismus und Rassismus.
Die Nutzung von KI für politische Propaganda durch täuschend echte Bilder und Deepfakes stellt eine der grössten aktuellen Bedrohungen dar. Diese Technologien erleichtern die Manipulation und Meinungsbildung auf Basis nicht realer Ereignisse, während effektive Regulierungen bislang ausblieben. Erst kürzlich, am 13. März 2024, hat die EU als Reaktion darauf ein umfassendes Gesetz zur Regulierung künstlicher Intelligenz verabschiedet.
Die Leichtigkeit, mit der die Barrieren der KI-Bild-Generatoren umgangen werden können, offenbart sowohl das kreative Potenzial dieser Technologie als auch ihre ethischen Fallstricke. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, Innovation zu fördern, während gleichzeitig ethische Standards und gesetzliche Regulierungen angepasst werden müssen, um Missbrauch vorzubeugen.
Im Informatikteil lag der Fokus auf dem praktischen Erlernen des Programmierens mit künstlicher Intelligenz. Die Schüler/innen hatten die Gelegenheit, sich vertieft mit einem Informatikprojekt der künstlichen Intelligenz zu befassen. Sie programmierten mit Hilfe der Informatiklehrpersonen einen Chatbot oder Spiele wie TicTacToe oder Minesweeper.
Arbeiten am Informatikprojekt