Annette Studer
Rektorin
Dank eines engagierten Lehrpersonen-Teams mit nur wenig Wechseln und einer gut eingespielten Schulleitung konnten wir uns im vergangenen Schuljahr neben dem Kerngeschäft Unterricht auf zukunftsweisende Schulentwicklungsprojekte fokussieren.
Bereits am ersten Schultag nahmen unsere Erstklässler/innen unter Anleitung der Informatiklehrpersonen ihre Notebooks in Betrieb. Somit sind ab diesem Schuljahr alle Schüler/innen der KSR mit persönlichen Notebooks ausgerüstet und können von den vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung profitieren. Als Pädagog/innen sind wir uns bewusst, dass der Notebook-Unterricht nebst Chancen auch Risiken wie z.B. ein erhebliches Ablenkungspotenzial mit sich bringt. Daher wird er auf allen Klassenstufen durch ein sorgfältig aufgebautes «Curriculum Medienbildung» pädagogisch begleitet.
Im Bereich Digitalisierung stellt uns auch die Künstliche Intelligenz vor neue Herausforderungen. Als Gymnasium wollen und müssen wir einen verantwortungsvollen Umgang damit finden. Wir starteten diesen Prozess im September 2023 mit einer schulinternen Weiterbildungsveranstaltung. Im ersten Teil «KSR_2gether 2.0» experimentierten wir gemeinsam mit unseren Schüler/innen in jahrgangsübergreifenden Gruppen mit ChatGPT zu Unterrichtsaufgaben. Im zweiten Teil bot uns Fachreferent Michael Hauswirth, Co-Leiter «Medien und Informatik» der Pädagogischen Hochschule Luzern, einen Überblick über das Potenzial von KI im schulischen Kontext, skizzierte einen ethischen Rahmen für deren Anwendung und erläuterte exemplarisch, wie sich KI wirkungsvoll in den Unterricht integrieren lässt.
Die rasanten Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung zusammen mit den generell hohen Anforderungen der gymnasialen Ausbildung sind mitverantwortlich, dass Stress und Belastung bei den Schüler/innen in den letzten Jahren wahrnehmbar gestiegen sind, wie unsere online-Befragung der 4-6.-Klässler/innen zu diesem Thema bereits im Februar 2023 aufzeigte. Wir setzten uns zum Ziel, diese Problematik mit einem umfassenden Massnahmenkonzept anzugehen. Per Beginn dieses Schuljahres führten wir eine von Schul- und Jugendpsychologin Eva Rothenbühler geleitete schulinterne psychologische Anlaufstelle ein. Ausserdem erarbeiteten wir ein Merkblatt zu diversen Beratungsangeboten, die alle Klassenlehrpersonen in einer Klassenstunde vorstellen müssen. Mit Aktionen wie «Bewegte Pause» und Handy-Detox-Wochen im Herbst 2023 und Frühling 2024 sensibilisierten wir die Schüler/innen dafür, ihre freie Zeit weniger mit digitalen Gadgets und mehr mit körperlichen und sozialen Aktivitäten zur aktiven Erholung zu nutzen. Stress erzeugen bei den Schüler/innen insbesondere auch Prüfungsdruck und Prüfungshäufungen. Die Problemlage insgesamt machte für uns eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie an der KSR in Zukunft geprüft werden soll, nötig und wichtig. An einer ganztägigen Weiterbildungsveranstaltung zum Thema «Zeitgemässes Prüfen» verschaffte uns Fachreferent Axel R. Krommer, Germanist und Philosoph, einen Überblick über alternative Prüfungsformen und zeigte auf, in welchen Settings es sinnvoll ist, alternative Formate zu klassischen Lernprüfungen einzusetzen. Auf dieser Grundlage begannen die Fachschaften, neue Prüfungsformate zu erarbeiten sowie Materialien und Erfahrungen auszutauschen.
Eine besondere Herausforderung in der gymnasialen Karriere bildet für die Schüler/innen auch die Maturaarbeit. Diese erste längere wissenschaftspropädeutische Arbeit wird ab Mitte der 5. Klasse verfasst und im Dezember der 6. Klasse vor Publikum präsentiert. Neben 34-36 Unterrichtsstunden pro Woche, Hausaufgaben, Prüfungsvorbereitung etc. fehlt den Schüler/innen – ausser in den Ferien – die Zeit, fokussiert an der Maturaarbeit zu arbeiten. Daher haben wir für die 5. Klassen in diesem Schuljahr vor den Sommerferien die sogenannte Maturaarbeitswoche eingeführt. Nach einem Theoriehalbtag zum Einstieg widmeten sich die Schüler/innen während der ganzen letzten Schulwoche selbständig ihren Maturaarbeiten, leisteten z.T. Ausseneinsätze für Feldarbeit, Experimente, Interviews etc. und hatten die Möglichkeit für Zwischenbesprechungen mit ihrer Betreuungsperson. Die Maturaarbeitswoche soll den Schüler/innen helfen, ihre Forschung zu vertiefen und ihr Projekt voranzubringen. Gleichzeitig sammeln sie wertvolle Erfahrungen bei dessen zeitlicher Planung und Strukturierung und beim selbständigen, eigenverantwortlichen Arbeiten. Neben dem Erwerb von Fachwissen sind dies wichtige Ziele der gymnasialen Ausbildung. Sie müssen auf verschiedenen Stufen geübt und vertieft werden. Die letzte Woche vor den Sommerferien wollen wir daher vermehrt dem selbstorganisierten Lernen (SOL) widmen. Während die 4.-Klässler/innen in dieser Woche schon seit mehreren Jahren selbständig ein Fremdsprachenpraktikum im französischen oder italienischen Sprachgebiet durchführen, absolvierten die 2.-Klässler/innen im Juli 2024 erstmals ein dreitägiges Schnupperpraktikum in der Berufswelt, welches sie eigenständig organisierten und dokumentierten. Ihre Erfahrungen in der Berufswelt präsentierten sie am letzten Schultag ihren Mitschüler/innen und der Klassenlehrperson. Dieses Schnupperpraktikum bildet künftig einen festen Bestandteil der Berufs- und Studienwahlvorbereitung an der KSR.
Das Steuerungswissen für unsere Schulentwicklungsprozesse verschaffen wir uns an der KSR mit zielgerichteten Evaluationen. Von zentraler Bedeutung waren im vergangenen Schuljahr unsere umfassende Elternbefragung und die Schlussevaluation der vierjährigen Pilotphase unseres Förderprogramms CHANCE KSR.
Die Online-Elternbefragung, an welcher im Januar 2024 43% aller Eltern teilnahmen, fokussierte verschiedene Themen wie Schulklima, Schulorganisation, Kommunikation, Belastung durch Hausaufgaben und Prüfungen etc. Im 2. Semester haben wir die Resultate mit unserem Forum für Schulentwicklung ausgewertet und Optimierungsmassnahmen in den Bereichen Beziehungsarbeit, Gesamtbelastung, Übergang Unter-Obergymnasium, Stundenausfälle, Einsatz von Notebooks, SchulNetz und Kostenbelastung erarbeitet (vgl. Übersicht auf unserer Website).
Die wissenschaftliche Schlussevaluation von CHANCE KSR wurde von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgeführt und zeigte eindrücklich, dass unser Förderprogramm für motivierte Schüler/innen insbesondere mit Migrationshintergrund sein primäres Wirkungsziel erreicht: Die Wahrscheinlichkeit, den Verbleib an der Kantonsschule zu schaffen und die Maturität zu erreichen, ist bei den Teilnehmer/innen von CHANCE KSR signifikant erhöht. Wir freuten uns sehr über die positiven Ergebnisse der Evaluationsstudie und schätzten insbesondere auch die wertvollen Handlungsempfehlungen, die wir in der Projektleitung inzwischen sorgfältig ausgewertet haben und im Rahmen der laufenden Optimierung von CHANCE KSR am Umsetzen sind.
Es erfüllte uns mit grosser Befriedigung, dass wir die Resultate des Evaluationsberichts mit einem Besuch unseres Bildungsdirektors Dr. Armin Hartmann verknüpfen konnten. Am Gründonnerstag (28. März 2024) waren er und Simon Dörig (Leiter Dienststelle Gymnasialbildung) an der KSR zu Gast. Nach einem Austausch mit der Schulleitung und einem Unterrichtsbesuch im Schwerpunktfach Wirtschaft & Recht bei einer Maturaklasse verschafften sich die beiden auch einen Einblick in unser Förderprogramm, indem sie sich von der Projektleitung dessen wichtigste Elemente vorstellen liessen und mit den jugendlichen Teilnehmer/innen anschliessend eine lebhafte Diskussion führten.
Wir danken dem Bildungsdirektor herzlich für sein Interesse an unserer Schule und den Eltern unserer Schüler/innen für ihr Vertrauen in die KSR!