Irene Gerber
Prorektorin und Qualitätsbeauftragte
Angefangen hat es für Gabriela Colangelo und mich am 24. April 2020, als wir gemeinsam das Hotel Sempachersee besuchten. Wir hatten dieses Hotel für die zweitägige SCHILW zum Thema «Teambildung», die als Teil des Programms zum 50-Jahre-Jubiläum der Kantonsschule Reussbühl im April 2021 stattfinden sollte, ins Auge gefasst.
Der traumhafte Blick von der Dachterrasse über den Sempachersee, die Übernachtungsmöglichkeiten und die Gruppenräume überzeugten uns und wir waren zu diesem Zeitpunkt ganz zu Beginn der Pandemie sicher, dass diese ein Jahr später längst nur noch eine unangenehme Erinnerung sein würde, so dass wir alles Nötige buchten und dabei nur das Dessert zum Nachtessen am Freitagabend vergassen.
Wie so viele Bestandteile des Jubiläumsprogramms musste auch die zweitägige SCHILW verschoben werden und fand schliesslich am 9. und 10. September 2022 statt. Das Thema blieb «Teambildung», allerdings ging es zu diesem Zeitpunkt schwerpunktmässig nicht mehr, wie ursprünglich geplant, darum, die externe Evaluation der Schule durch ZEM CES vorzubereiten, sondern darum, deren Resultate auszuwerten, zu diskutieren und im Kollegium Vorschläge für geeignete Massnahmen zu sammeln.
Nach dem spannenden Einstieg in die SCHILW mit den Schülerinnen und Schülern (vgl. dazu den Bericht KSR_2gether – ein Experiment mit Wiederholungspotential von Urs Fischer) und dessen Auswertung nach der Ankunft in Nottwil wurden dem Kollegium im grossen Seminarraum die Resultate der externen Evaluation durch ZEM CES vorgestellt. Als Fokusthema hatten wir im Vorfeld die Zusammenarbeit in den Klassenteams gewählt. Wir wollten herausfinden, wie alle Lehrpersonen, die gemeinsam eine Klasse unterrichten, sich auf verschiedenen Ebenen besser abstimmen und absprechen könnten, sei es bei der Planung von Prüfungen und grösseren Hausaufgaben, sei es bei den Unterrichtsinhalten oder sei es bei pädagogischen Themen wie disziplinarischen Massnahmen oder Unterstützungsmöglichkeiten für einzelne Schülerinnen und Schüler. Daneben hatte ZEM CES auch unser Qualitätsmanagement unter die Lupe genommen und zu beiden Themen insgesamt 14 Handlungsempfehlungen formuliert.
In unterschiedlich zusammengesetzten Gruppen wurde am Samstagvormittag und -nachmittag intensiv diskutiert, priorisiert, gestritten, verworfen, wiederaufgenommen und festgehalten. Die Ideen zur Umsetzung der Empfehlungen wurden auf roten, grünen und gelben Zetteln festgehalten und am Schluss der Veranstaltung im Plenum zusammengetragen. Dabei setzte sich das Kollegium nicht nur vertieft damit auseinander, wie es in Zukunft zusammenarbeiten will, sondern lernte sich in den Gruppen auch besser kennen. Gerade für die neuen Lehrpersonen war es eine perfekte Gelegenheit, sich ins Lehrpersonenteam zu integrieren.
Neben der kopflastigen Auswertungsarbeit gab es weitere Programmpunkte, die vor allem der emotionalen Teambildung dienen sollten. Auf der lange vorher inspizierten Dachterrasse fand am Freitagabend ein gemütlicher Grillplausch statt. Danach legten die DJs Patrick Notter und Jürg Peter bis um Mitternacht Tanzmusik auf, wobei man bei einigen Kolleginnen und Kollegen noch ganz neue Talente entdecken konnte.
Für Samstagmittag hatte die BG-Lehrerin Corina Lempen, selbst Dragonboat-Europameisterin, ausserdem für das Kollegium einen Einführungskurs ins Paddeln auf dem Sempachersee organisiert. Wir lernten dabei, dass Schub nur erzeugt wird, wenn präzise zusammengearbeitet wird. Die Kraft des Einzelnen wird im Vergleich dazu sekundär. Der Höhepunkt des Workshops war das abschliessende Rennen zwischen den drei Booten, die jeweils von 20 Kolleginnen und Kollegen so schnell wie möglich über die Ziellinie gebracht wurden – ein Moment der höchsten Konzentration und des vollen Einsatzes!
Vor und nach dem Rennen und überhaupt an den beiden Tagen wurde auch sehr viel gelacht und geschwatzt. Während den gemeinsamen Essen und in den Gruppenphasen gab es Zeit und Raum für Gespräche aller Art, auch mit Kolleginnen und Kollegen, die man im Schulalltag vielleicht nur selten sieht. Nachdem die Pandemie mit den vielen, zum Teil umstrittenen Massnahmen für das Kollegium in vielerlei Hinsicht eine Zerreissprobe gewesen war, taten diese Gespräche besonders gut, förderten das gegenseitige Verständnis und das Zusammengehörigkeitsgefühl.
So wäre diese Weiterbildung also perfekt gewesen – wenn nicht am Freitagabend das Dessert gefehlt hätte!