Marie Weise
Maturandin der Klasse L19b

Im Rahmen meiner Maturaarbeit habe ich zwei Kurzfilme produziert, um meiner Liebe für den Film Ausdruck zu verleihen. Der Kurzfilm Kullerauge beschäftigt sich mit emotionalen Tiefen, Sommersprosse dagegen mit glücklichen, erfüllten Momenten.
Als junger Mensch fühlt sich das Leben manchmal wie eine emotionale Achterbahn an. Begeistert von der Serie Euphoria arbeitete ich im letzten Jahr daran, zwei unterschiedliche Gefühlslagen filmisch umzusetzen.
Mit meiner Betreuungsperson Nicole Niederberger aus der Fachschaft BG setzte ich mich mit verschiedenen filmischen Darstellungsformen auseinander. In einem ersten Schritt arbeitete ich in Form von Storyboards Konzepte aus, wie Gefühle optimal eingefangen werden können. Anschliessend war ich monatelang mit der Kamera unterwegs, um Aufnahmen in und ausserhalb der Schule zu filmen.
Im Schnitt wendete ich mein gesammeltes Wissen über das Transportieren von Emotionen an. Dabei berief ich mich bereits auf den Inhalt meiner theoretischen Arbeit: eine durchdachte formale Komposition, die mit dem Inhalt des Films einhergeht.
Für den Film Kullerauge schöpfte ich aus meiner inneren Welt. Meine persönliche Wahrnehmung von Stress, Überforderung und Angst finden hierbei ihren Ausdruck. Das Ergebnis ist ein Kurzfilm, der Spannung über assoziative Bildsequenzen aufbaut. Sommersprosse ist das Gegenstück zu Hektik und Traurigkeit. Dokumentarisch porträtiert der Kurzfilm vier Menschen. Es geht um Freundschaft, Sommer, Wünsche oder schlicht: die Liebe zum Leben.
Beide Filme gehen auf das Konzept des emotionalen Realismus zurück. Dies ist eine Stilrichtung des Films, in welcher der Fokus auf der visuellen Darstellung von Emotionen liegt. Gezielt setze ich die filmischen Stilmittel Farbe, Licht, Kamera, Schnitt und Sound ein, um Emotionalität über den Bildschirm zu transportieren. Künstliche Blau-Violett-Nuancen treffen dabei auf natürliches Sonnenlicht, Strassenlärm auf Vogelgezwitscher und schnelle Schnitte auf atmosphärische long takes.
Meine kinematografischen Entscheidungen basieren auf einer Analyse der amerikanischen Produktion Euphoria und der Verwendung des emotionalen Realismus in dieser Serie. Darin ergründe ich, welche Auswirkungen filmische Stilmittel auf die neuronalen Prozesse des Körpers haben.
Wenige Monate nach der Fertigstellung beider Kurzfilme wurde Kullerauge in das Programm der 47. Schweizer Jugendfilmtage aufgenommen. Im März 2023 hatte ich die Ehre, meinen Kurzfilm am Festival präsentieren zu dürfen und gewann den 2. Preis in der Kategorie C (Filmemacherinnen und Filmemacher zwischen 16 und 19 Jahren). Vor Ort waren meine Freunde, meine Familie und Frau Niederberger, ohne die die Produktion dieses Projektes nicht möglich gewesen wäre.
Vor kurzem wurde ich ausserdem Finalistin beim Student World Impact Film Festival. Gewonnen habe ich die Möglichkeit, einen 40-minütigen Film auf Amazon Prime Video zu veröffentlichen. Ein Projekt dieser Grösse habe ich noch nie realisiert. So wird mich diese Aufgabe in meinem Zwischenjahr ziemlich beschäftigt halten. Ich freue mich, auf diese Weise meiner Leidenschaft weiter nachgehen zu können.