Bharatanatyam ist einer der 8 klassischen Tanzstilen in Indien. Die Bharatanaṭyam hat sich in Tamil Nadu(Südindien) entwickelt und wird dort heute noch besonders gepflegt. Der über 2000 Jahre alte Bühnentanz, entwickelte sich durch die Anregung einzelner Künstler aus, der etwa 200 Jahre zurückverfolgt werden kann. Sie entstand in hinduistischen Tempeln und sie wurde während des Gottesdienstes von Tempeltänzerinnern (Devadasis), indem sie die Götter mit ihrem Tanz verehrten und unterhielten, aufgeführt. Lokale Herrscher galten als Schirmherren und Unterstützer der Tempel, die der Mittelpunkt der damaligen Gesellschaft war. Die Tempel preisten, dankten und verehrten die Götter sorgfältig mit durchdachten, kunstvollen Ritualen in Form von Gesängen und Tänzen.
Eigentlich sagt man, dass dieser Tanz vom Gott Shiva stämme: Wie ihr vielleicht schon wisst gibt es im Hinduismus nicht nur einen Gott, sondern mehrere tausende. Grundlegend gibt es 4 Hauptgötter, diese sind die Wichtigsten. Einer von denen ist Shiva und gilt eigentlich für sehr viele Hindus für den mächtigsten Gott. Doch Shiva ist nicht nur Shiva: Er besitzt 108 verschiedene Namen, dementsprechend gibt es 108 verschiedene Visionen von ihm. z.B gibt den zerstörerischen Shiva oder wie zum diesen Thema gibt es auch den Gott des Tanzens: der Natarajah (wortwörtlich: König über die Tanzkunst). Von diesen Natarajah stämme die Bharathanatyam. Oben linkt seht ihr noch ein Bild vom Natarajah, welches ich selbst geschossen habe.
Devadasis
Devadasis (Deva: Gott, Dasi: Dienerin) waren ausgewählte Tänzerinnen. Sie wurden dem Gott im alter von sechs Jahren hingegeben und wurden mit dem jeweiligen Gott des Tempels vermählt, d.h. ihnen wurde eine Ehe zu Gott gegeben. Es wurde ihnen verboten menschliche Wesen heiraten, aber dafür konnten sie als Frau eines unsterblichen Gottes nie Witwen werden. Die Devadisis hatten auch Aufgaben zu erledigen wie z.B. Schmücken der Götterstatuen oder auch das aufsagen von Gebeten zu ihren Aufgaben. Sie hatten einen hohen Status in der Gesellschaft und waren sehr respektierte Frauen. Sie lebten in eigenen Gebieten, die dem Tempel oder dem König gehörten und bildeten dann eine eigene Kaste im Kastensystem .Sie tanzten fast täglich bei Ritualen und Zeremonien und bei grossen Tempelfesten.
Danach begann ihre besondere Ausbildung bei den Brahmanen im Tempel. Die sechsjährige Ausbildung umfasste 64 Künste, zu denen unter anderem Gesang, Rhythmuslehre (Sangeetham) und natürlich der Tanz gehörten. Sehr viele Statuen an den Tempeln und Historische Berichte und Chroniken belegen dies.
Die Kolonialisierung Indiens
Als die fremdländischen Einwanderer im 16. Jahrhundert nach Indien kamen, schwant die Macht der Königshöfe und der Schirmherren. Dadurch hatten die Tempeln keine finanzielle Unterstützung der Schirmherren mehr und die Kunst des Tanzens verlor ihren Wert
Mit dem Beginn der britischen Kolonialmacht in der 2. Hälfte der 18. Jahrhundert und der Einführung britischen Rechtes wurde der traditionelle Tanz vernachlässigt, sogar verboten und die Praxis der Devadasis sollte durch Gesetzte verbannt werden. Danach war die Jahrhundert alte Tanzkunst verloren gegangen und der Tempel und ihre Bewohner waren vollkommen verarmt.
Wiederbelebung der Tanzkunst
In der Zeit des Unabhängigkeitsbewegung, in der ersten hälfte des 20. Jahrhunderts, begannen Gurus, Tänzer und Kritiker, das reiche Erbe des Tanzes wieder zu beleben und neu zu definieren. Sie bewältigten viel für das Ansehen des Tanzes und legten den Grundstein für den enormen Aufschwung der Kunstform nach der Unabhänigkeit Indiens 1947.
Von da an gibt es eine wachsende Zahl von indischen Tänzern, Tanzlehrern und Tanzschulen, aber nicht nur in Indien, sondern auf der ganzen Welt. Heutzutage ist Bharatanatyam nicht mehr aus dem kulturellen Leben wegzudenken.
Quellen:
Anne Dietrich, klassisch-indischer-Tanz, [Stand:14. Januar.2020] URL:https://www.anne-dietrich.de/klassisch-indischer-tanz
Shanti Dell, indischer klassischer Tanz, [Stand:10.Januar.2020] URL:https://shantibollytanz.jimdofree.com/dance-info/indischer-klassischer-tanz/